Die palliative Sedierung ist ein kontroverses Thema, das in der medizinischen Versorgung von Patienten am Lebensende immer mehr an Bedeutung gewinnt. Sie kommt zum Einsatz, wenn andere Methoden der Symptomkontrolle nicht ausreichend wirksam sind. Primäres Ziel ist es, schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase eine Linderung von unerträglichen Symptomen zu ermöglichen. Der nachfolgende Artikel beleuchtet die palliative Sedierung, ihre Indikationen, Anwendung und ethischen Überlegungen.
Palliative Sedierung – das steckt hinter der medizinischen Maßnahme
Die palliative Sedierung ist ein medizinischer Ansatz, um Patienten kurzfristig in einen sedierten Zustand zu versetzen. Im Vordergrund steht die Linderung von schweren, schmerzhaften und unkontrollierbaren Symptomen, die Patienten in ihrer letzten Lebensphase erleben.
Häufig ist auch von „terminale Sedierung“ oder „letzte Sedierung“ die Rede. In der Regel lassen sich die meisten Symptome mithilfe der Palliativmedizin in den Griff bekommen. Die palliative Sedierung wird dementsprechend nur angewandt, wenn alle anderen Maßnahmen nicht mehr ausreichen.
Letztendlich zielt die Sedierung darauf ab, dem Patienten ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Betroffene sollen frei sein von Angst, Schmerzen und Leid. Allerdings benötigt die spezielle Sedierung große Sorgfalt und klinische Erfahrung.
Gründe für die palliative Sedierung
Die Behandlung kommt nur in spezifischen Situationen zur Anwendung. Das geschieht, wenn bestimmte Symptome eine erhebliche Belastung für den Patienten darstellen und nicht anders behandelt werden können. Folgende Gründe sind charakteristisch für den Einsatz der palliativen Sedierung:
1) Wenn Patienten unter starken, nicht beherrschbaren Schmerzen leiden
2) Bei fortgeschrittenen Atemwegserkrankungen und Atemnot
3) Wenn Patienten unter schwerer Unruhe oder Angstzuständen leiden, die sie erheblich belasten
4) Bei andauernder Übelkeit und unkontrollierbaren Erbrechen
5) In wenigen Fällen auch, wenn Patienten das Sterben psychisch nicht mehr ertragen (hier müssen Psychologen und Ärzte gemeinsam entscheiden)
Die Durchführung der palliativen Sedierung
Die palliative Sedierung wird sorgfältig sowie individuell geplant und durchgeführt. Sie erfolgt in Absprache mit einem palliativen Versorgungsteam, bestehend aus Ärzten, Pflegepersonal, Psychologen und anderen Fachkräften. Der Prozess beinhaltet folgende Schritte:
1) Die Symptome des Patienten werden sorgfältig evaluiert, um festzustellen, ob eine palliative Sedierung notwendig ist. Hierfür müssen alle andere palliativen Maßnahmen ausgeschöpft sein und die Symptome sich nicht mehr kontrollieren lassen.
2) Im nächsten Schritt erfolgt die offene Kommunikation mit dem Patienten (sofern möglich) und den Angehörigen. Gründe und Umfang der Sedierung müssen ausführlich besprochen werden.
3) Die Sedierung erfolgt durch die Verabreichung von Medikamenten, die den Patienten in einen tiefen Schlafzustand versetzen. Zum Einsatz kommen Benzodiazepine, starke Schmerzmittel und in einigen Fällen Morphin. Auch Barbiturate oder Propofol können Bestandteil der Sedierung sein. Die Verabreichung erfolgt intravenös oder subkutan.
4) Die palliative Sedierung beinhaltet zudem die kontinuierliche Überwachung des Patienten. Es muss sichergestellt sein, dass sein Zustand stabil bleibt und die Symptome angemessen kontrolliert werden.
Palliative Sedierung – ethische Überlegungen
Die Maßnahme wird im medizinischen Bereich kontrovers diskutiert. Einige ordnen die palliative Sedierung als indirekte Sterbehilfe ein. In keinem Fall darf die Beschleunigung des Todes im Vordergrund stehen. Lediglich die Symptomkontrolle und Leidminderung dürfen Gründe für die Anwendung sein.
Der Arzt Hans Christof Müller-Busch ist Autor mit dem Schwerpunkt Palliativmedizin. Bereits im Jahr 2004 verwies er auf Studien, denen zufolge Patienten unter palliativer Sedierung nicht schneller sterben als ohne diese spezielle Behandlung. Somit erleichtert die Sedierung den Patienten das Sterben maßgeblich.
Die Entscheidung zur Sedierung sollte jedoch immer im Einklang mit den individuellen Wünschen und Wertvorstellungen des Patienten stehen. Eine sorgfältige Kommunikation und ein informierter Konsens sind daher unerlässlich.
Allgemeines Fazit
Die palliative Sedierung ist ein medizinischer Ansatz, der in der letzten Lebensphase von Patienten eingesetzt wird, um unerträgliche Symptome zu lindern, wenn andere Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Sie ist ein sensibles Thema, das eine sorgfältige Abwägung der medizinischen Notwendigkeit und ethischen Überlegungen erfordert.
Die individuelle Betrachtung der Situation jedes Patienten ist entscheidend, um eine angemessene und würdevolle palliative Versorgung sicherzustellen. Außerdem muss eine offene Kommunikation stattfinden, bei der Patienten und Angehörige umfassend über die Maßnahme informiert werden müssen.
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